Essstörungen sind ernstzunehmende Erkrankungen, die mittlerweile alle Gesellschaftsschichten betreffen und sich darin ausbreiten. Eine Befragung des Robert Koch Instituts zur seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (Bella Studie) hat ergeben, dass rund 30 Prozent aller Mädchen und 15 Prozent aller Jungen an Essstörungen leiden (ohne Dunkelziffer). Auch Erwachsene zeigen immer mehr chronische Verläufe.
Essen als Sucht
Das gefährliche an einer Magersucht (Anorexie), Ess-Brechsucht (Bulimie) oder Fettsucht (Adipositas) wird durch das Wort Sucht deutlich. Die Betroffenen sind fixiert auf das Thema Essen. Tragisch ist hierbei im Gegensatz zu anderen Suchterkrankungen (z.B. Nikotin, Tabletten), dass die Betroffenen ihrem Suchtmittel nicht aus dem Weg gehen können, da sie die Nahrung zum Leben brauchen.
Allen Essstörungen gemeinsam ist:
Die Patientinnen beschäftigen sich gedanklich dauernd mit Essthemen. Alles kreist ums Essen, sie haben Angst vor dem Essen, Schuldgefühle nach dem Essen, sie beschäftigen sich ausführlich mit
Kalorienzählen und der Umsetzung der Mahlzeiten. Viele können neben dieser anstrengenden mentalen Beschäftigung mit dem Essen nicht mehr in die Schule oder zur Arbeit gehen. Auch Gefühle und
Stress werden oft mit Essen oder Fasten kompensiert.
Normalerweise essen Menschen, wenn sie Hunger haben und hören auf, wenn sie gesättigt sind, das funktioniert bei Menschen mit Essstörungen nicht.
Je nachdem, wie weit fortgeschritten die Krankheit ist bzw. wie lange sie schon andauert, kann die Behandlung von Essstörungen viele Monate, doch meistens Jahre dauern. Die Therapie der Wahl bei Essstörungen ist die Psychotherapie, die Ernährungstherapie, Körperwahrnehmungstherapie und bei Bedarf auch eine Unterstützung durch Medikamente.
Das Selbst stärken - Sicherheit erfahren
In der Therapie geht es darum, gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu
suchen, Ziele zu vereinbaren und an deren Erreichbarkeit in angemessenen und realisierbaren Schritten zu
arbeiten. Die Veränderungen sollen dabei nicht nur im Essverhalten, sondern auch in anderen Lebensbereichen erzielt werden können.
Autonomie und Eigenverantwortung fördern
Die Behandlungen sind individuell, sie integrieren die Persönlichkeit und die Lebensumstände, fördern Eigenverantwortlichkeit und Autonomie. Sie stärken das Selbst und die Fähigkeit, Sicherheit in diesem Selbst zu erfahren. Sie berücksichtigen aktuelles Fachwissen und verbinden unterschiedliche Behandlungsmethoden. Sie erlauben dem Betroffenen sich in eigenem Tempo und Maße wieder in das gesellschaftliche Leben zu integrieren und aus der eventuellen Isolation wieder aufzutauchen.
Auf Wunsch werden Angehörige der Klientin/des Klienten in die Therapie mit einbezogen.
Ein Therapieziel ist die Stabilisierung des seelischen und körperlichen Gleichgewichtes sowie